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Was kann Mykorrhiza? – Ackercrowd beim Tag „Regenerative Landwirtschaft für Ackerbau und Gemüse“

Sophia von der Ackercrowd berichtet von ihren Erlebnissen auf dem Auenhof in Niederlützschera (Sachsen), am 11. Juli 2020:

Angekommen wurden wir freundlich von Oliver Leipacher, dem Landwirt, begrüßt. Zum Dank für ihre gemeinsamen 20 Jahre auf dem Hof, überreichte er zu Beginn seiner Frau einen wunderschönen Blumenstrauß. Der Auenhof hatte in Kooperation mit Gäa e.V.-Vereinigung Ökologischer Landbau verschiedene Vorträge und Vorführungen zu Regenerativer Landwirtschaft vorbereitet.
 
Der erste Vortrag wurde von Herrn Prof. Dr. Frank Eulenstein (ZALF) zum Thema „Was kann Mykorrhiza“ abgehalten. Er teilte sein umfassendes Fachwissen mit den gespannten Zuhörern und zeichnete zunächst einen historischen Umriss der Mykorrhiza-Forschung auf. In Zeiten der DDR wurde aufgrund mangelnder Düngeeinfuhrmöglichkeiten intensiv an der Verbesserung der dortigen Böden geforscht.
 
Denn bereits damals war den Landwirt:Innen klar: Ewig können wir nicht aus unseren Böden entnehmen, ohne sie ausgiebig zu pflegen. Pflege heißt dabei, das Bodenleben zu ernähren und zu beschützen. Insbesondere die Mykorrhiza-Pilze im Boden stabilisieren das natürliche Gleichgewicht. Sie versorgen die Pflanze über Verbindungen zwischen den Pflanzenwurzeln und den Mykhorrhiza mit Nährstoffen (Stickstoff, Phosphat, Aminosäurederivate), die für die Pflanzenwurzeln im Boden sonst schlecht verfügbar wären. Zum Dank erhält die Mykorrhiza von den Wurzeln Kohlenhydrate, die sie für ihre Aktivität und als Energiezufuhr benötigt. Ein klassisches Beispiel einer Symbiose, die beiden Seiten Vorteile erbringt. Spannend ist dabei, dass die Pflanze erst einen Nährstoffmangel braucht, um die Symbiose mit den Pilzen einzugehen.
 
Damit die Mykorrhiza sich in unseren Böden wohlfühlen brauchen sie eine gesunde Humus-Bilanz, einen ausgewogenen PH-Wert, Kalkung des Bodens (am besten mit Langzeitwirkung) und Holzkohleasche. Der Kalk sorgt zusätzlich für eine Party der Regenwürmer, die damit Baumaterial für ihre Gänge erhalten und keine Gefahr mehr laufen durch einstürzende Gänge verschütt zu gehen. Die Ansiedlung vieler Regenwürmer erhöht dann wiederum die Krümelbildung im Boden und die Ton-Humus- Komplexe. Hurra!
 
Ca. die Hälfte aller Pilze können Symbiosen mit Pflanzen eingehen und Prof. Eulenstein fand zudem heraus, dass eine Kombination aus Mykorrhiza und Bakterien im Boden die besten Ergebnisse im Pflanzenwachstum und der -entwicklung ergeben. In diesen Erden wird die Blühindikation der Pflanzen erhöht und selbst das Beikraut nach der Ernte erfreut sich noch an den Nährstoffen im Boden und bringt teils wunderschöne blühende Insektenweiden hervor. Rundum eine gute Sache mit den Mykorrhiza und lohnenswert einen Blick in den Boden eures Landwirtschaftsbetriebs des Vertrauens zu werfen, denn feine weiße Härchen im Bereich um die Pflanzenwurzeln zeigen euch die Flechtwerke der Mykorrhiza.
 
Im letzten Teil der Veranstaltung berichtete uns Dietmar Näser (Grüne Brücke) Wichtiges und Grundlegendes zur Regenerativen Landwirtschaft.
 
Bei der Hofführung konnten wir spannende Experimente bestaunen, mit denen der Auenhof mutig voranschreitet: Mulchgemüsebau im geschützten Anbau und Freiland, viele Modelle von Komposttee und dazugehörigen Maschinen und der Einsatz von indigenen Mikroorganismen. Die Gärtnerin am Hof berichtete uns vielseitig den Einsatz von selbsthergestellten Fermenten aus Ackerschachtelhalm, Brennessel, Baldrian und CO. Das Repertoire der Natur an heilsamen Kräutern für unser Gemüse scheint unbegrenzt und lädt zum Experimentieren und Ausprobieren ein. Dabei besitzt der Auenhof auch verschiedenste Technik um die Fermente effizient auf dem Acker auszubringen. Bei der nachmittäglichen Führung durch den Maschinenpark konnten verschiedene bodenschonende Gerätschaften besichtigt und live in der Anwendung erlebt werden.
 
Ackercrowd bedankt sich beim Auenhof für die Organisation und die gastfreundliche Verpflegung während des Tages und freut sich schon auf die nächsten spannenden Austauschmöglichkeiten mit Landwirt:Innen zum Thema „Regenerative Landwirtschaft“ 🙂